Die Rüstungsaltlast ESPAGIT
Die auf der Gemarkung Hallschlag gelegene ehemalige Giftgas- und Munitionsfabrik Espagit beschäftigte in den Jahren von 1915 bis 1920 rund zweitausend Menschen. Ende Mai 1920 explodierte die Fabrik. Anfang der 1990er Jahre entschied sich das für Munitionsräumung zuständige Innenministerium in Mainz für ein Konzept, den ehemaligen Produktionsbereich der Munitionsfabrik mit rund 13 ha Fläche oberflächig zu entmunitionieren. Im Anschluss daran wurde das Gelände durch eine Erdabdeckung und ein Drahtgeflecht gesichert, wodurch langfristig der direkte Kontakt zwischen belastetem Boden und Menschen verhindert werden soll. Das Sickerwasser wird im Rigolensystem erfasst und dann in einer Wasserreinigungsanlage behandelt.
Bis einschließlich Mai 2006 wurde das Wasser in einer temporären Wasseraufbereitungsanlage gereinigt. Seit 01.06.2006 erfolgt die Reinigung des Wassers in der neu errichteten Wasseraufbereitungsanlage (WAA).
Der Bau der Anlage erfolgte von Oktober 2004 bis Juni 2006 mit Kosten von 1.580.000 € (Bautechnik 630.000 € u. Anlagentechnik 950.000 €). Offiziell haben die Werke ehemaligen Verbandsgemeinde Obere Kyll am 01.01.2007 den Betrieb der Anlage mit all ihrer Technik übernommen. Seitdem wird die Anlage von den Mitarbeitern so betrieben, dass von der Anlage keine Gefahren für Menschen, Umwelt und Sachen ausgehen.
Aufgaben der Mitarbeiter sind insbesondere:
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Anlagenwartung per Fernwartung: Onlineüberwachung, Steuerung u. Kontrolle der Funktionstüchtigkeit der Anlagentechnik (Förderpumpen, Feinfilter, Aktivkohlefilter) über das Prozessleitsystem |
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Überprüfung u. Kontrolle der Anlagenfunktionen u. der EMSR-Technik vor Ort |
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Regelmäßige Beprobung des Zu- und Ablaufes sowie der Filtertechnik zur Überprüfung ihrer Funktion |
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Reparatur-, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten |
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Bereitschaft bei Störfällen |
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Spezielle Aufgaben wie Filtertausch u. Reinigung des Rückhaltebeckens (RHB) |
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Inaugenscheinnahme Rigolensystem C-Zone |
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Grünpflege und Winterdienst |
Beschreibung der Technik
Das Sickerwasser fließt über Rigolen zur Wasseraufbereitungsanlage (WAA). Zunächst wird es in einem 1500 m³ fassenden Rückhaltebecken aufgefangen und über einen MID gezählt. Hier
werden starke Zulaufschwankungen von 0 bis durchaus 300 m³/h infolge Starkregen und Schneeschmelze abgepuffert. In Abhängigkeit
des Beckenfüllstands wird die Anlage mit 4 parallel frequenzgesteuerten Drehkolbenpumpen mit je 10 m³/h beschickt so dass sich ein
Anlagendurchsatz von max. 40 m³/h ergibt.
Im ersten Reinigungsschritt wird das Wasser über 4 parallel betriebene und je 2 in Reihe
geschalteten Trommelfiltern von feinen Sedimenten und Schwebstoffen filtriert. Diese Trommelfilter des Herstellers MECANA (Schweiz)
werden drucksensorabhängig automatisch gespült. Das Rückspülwasser wird in einer Entwässerungsmulde gesammelt. Das abgesetzte
Wasser wird über einen Pumpensumpf zurück zum Rückhaltebecken gefördert.Im nächsten Schritt der Reinigung wird das Wasser durch 3 in
Reihe geschalteten Aktivkohlefilter geleitet. Diese Aktivkohle absorbiert die in Wasser gelöste Kontamination in der Regel bereits im
ersten Behälter, der mit etwa 10.000 kg Kohle gefüllt ist. Die sich dann anhaftende Schmutzfracht wird über eine manuelle
wöchentliche Rückspülung zum Regenrückhaltebecken zurückgefördert. Um einen sicheren Betrieb auch zu Stillstandzeiten während der Kohleerneuerung
zu gewährleisten wurde die Anlage mit 3 dieser in Reihe geschalteten Filter ausgerüstet. Aus der Aktivkohle fließt das gereinigte Wasser zur
Reinwasserpufferung wo es bei ausreichendem Füllstand in den an der WAA vorbeifließenden Seifenbach über einen MID gezählt abgegeben
wird. Ein vollautomatischer Probenehmer nimmt in fest definierten Abständen kontinuierlich eine Ablaufprobe.
Die Anlage verfügt
über ein Prozessleitsystem (PLS), welches einen vollautomatischen Betrieb ermöglicht, der auch jederzeit online gesteuert werden kann. Dieses
PLS überwacht die Anlage mit nahezu 200 verschiedenen Störungen, die vom Bereitschaftsdienst abgearbeitet werden können.