Ihr Abwasser - wir klären das!
Beim Betrieb der Gruppenkläranlage Gerolstein - Lissingen, die für die Abwasserbehandlung von 22.500 Einwohnergleichwerten ausgelegt ist, fallen derzeit jährlich rund 4.000 m3 Klärschlamm zur Entsorgung an. Angesichts dieser Menge war es wichtig, verschiedene Verwertungswege zu finden. Bei der Reinigung von Abwasser wird Schlamm produziert, dessen Verwertung langfristig sichergestellt werden muss.
Klärschlamm als organischer Dünger in der landwirtschaftlichen Verwertung ist kostenaufwendig und inzwischen umstritten. Die Behandlung des Klärschlamms durch Verbrennung ist ausgesprochen aufwendig und äußerst kostspielig. Es wird daher eine kostengünstige und nachhaltige Schlammbehandlung angestrebt. Dazu zählt die Vererdung von Klärschlamm in Schilfbeeten.
Der größte Teil des Wassers sickert durch eine Filtersubstratschicht und wird über eine Drainage abgeleitet, und der Kläranlage wieder zugeführt. Die Vererdung reduziert das Volumen des Klärschlamms und mineralisiert darüber hinaus wertvolle organische Substanzen. Das Schilf übernimmt in diesem Prozess einen wichtigen Part: Es entwässert den Schlamm und verbessert die Wasserleitfähigkeit des durchwurzelten Schlamms. Die Wurzeln fördern die eigenständige Entwässerung zu den Drainagen und lockern zudem die Schlammschichten auf. Über die Halme gelangt Sauerstoff an die Wurzeln, der die Bildung von Bakterien anregt. Diese Bakterien sorgen für die biologische Reinigung des Klärschlammes.
Es wurde zur optimalen Entwässerung ein zweigeteiltes Vererdungsbeet mit einem Gesamtfassungsvolumen von rund 11.000 m3 mit PE-Folienabdichtung zu den Seiten und zum Untergrund angelegt. Das 2,70 m tiefe Folienbeet wurde mit einer Drainageleitung und einer ca. 35 cm starken, abgestuften Filterschicht versehen. Durch eine Schlammdruckleitung wird im wöchentlichen Abstand der behandelte und stabilisierte Klärschlamm von der Kläranlage direkt in die Vererdungsbecken gepumpt. Nach der Abtrocknung verbleibt eine „Resttrockenmenge“ von 5 - 10 % der eingebrachten Nassmenge. Dies entspricht einer jährlichen Trockenschicht von unter 10 cm. Das Becken hat damit eine Aufnahmekapazität zwischen 20 und 30 Jahren.
Danach kann der Inhalt zur Kompostierung ruhen oder abgelagert werden. Nach dieser sogenannten Rottephase von etwa einem Jahr, ist der Vorgang abgeschlossen.
Das Ergebnis ist lockere Komposterde, die weder durch unangenehmen Geruch auffällt noch irgendwelche krankheitserregenden Keime aufweist. Was bleibt, ist wertvoller Humus, für den Einsatz im Gartenbau oder in der Landwirtschaft. Der natürliche Kreislauf ist damit geschlossen und das Vererdungsverfahren kann wieder von vorne beginnen.
Bereits 2002 wurden an der Kläranlage Birresborn zwei kleinere Klärschlammvererdungsbecken hergestellt. Die Vererdungsbecken an der Kläranlage Lissingen (am Radweg) wurden 2006 hergestellt. Im Jahre 2011 folgte die Inbetriebnahme des Vererdungsbeckens an der Kläranlage in Neroth.
Nicht zu vergessen:
die positive Wirkung auf die Umwelt. Denn die schilfbewachsenen Vererdungsbecken sind geruchsfrei. Ganz nebenbei locken die so entstandenen Biotope außerdem verschiedene Tierarten wie Teichrohrsänger oder Frösche, Lurche und Libellen an.